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Leipzigs schönste Häuser

Ich nehme Euch mit auf eine Wanderung durch die Straßen Leipzigs, auf Entdeckungstour und "Suche" nach Leipzigs schönsten Häusern. Diese Sammlung wird sporadisch  immer mehr erweitert und hat natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Zudem entspricht "schön" meinem Geschmack und Geschmack ist bekannter Maßen sehr unterschiedlich und individuell. Entscheidet selbst, wie Ihr die vorgestellten Gebäude einordnet. Die Reihenfolge der Vorstellung entspricht keinem Ranking und ist lediglich der Zeit der Entstehung der Einzelbeiträge geschuldet. 

Postamt Lilienstraße 3

Postamt 5, Leipzig Ost  Postgebäude mit  Putzfassade im Art-Déco-Stil
Foto: NL / 09.08.2024

 

Postamt 5, Leipzig Ost 

Postgebäude mit  Putzfassade im Art-Déco-Stil

 

Das Postgebäude mit flachem Satteldach in Leipzig/Reudnitz, in der Lilienstrasse 3, wurde 1922 nach Plänen des Postbaurats Willibald Seckt, vom Architekten J. Muhs errichtet. 

 

 

Die Köpfe an der Fassade ähneln stilistisch den Reliefs am etwa zeitgleich entstandenen Lipsius-Bau und wurden vermutlich von Wilhelm Andreas selbst oder von ihm nach Entwürfen von Alfred Thiele geschaffen. 


Wohnhaus Stephanstraße 16

 

Im Seeburgviertel befindet sich in Blockrandbebauung in der Stephanstraße 16, Ecke Sternwartenstraße ein imposantes Wohnhaus, welches, meines Erachtens zu den schönsten Wohnbauten im Stadtgebiet Leipzig gehört. 

Das viergeschossige rechteckige Gebäude wurde 1881-1882 im Stil des Historismus erbaut. 

 


Fotos NL / 29.07.2024
Fotos NL / 29.07.2024

 

 

 

Das markanteste und zugleich schönste Element der Klinkerfassade mit Sandsteingleiderung ist der Eingangsbereich mit darüberliegendem Erker. Dieser wird getragen durch zwei überlebensgroße, beidseitig den Eingang flankierende Figuren. Der zweistöckige Kastenerker mündet in einem, mit zwei griechischen Säulen geschmückten Balkon.

 

Die eindrucksvolle Eingangsportalgestaltung hatte es mir schon in den 90ern angetan, als ich noch mit der Werra meines Vaters und meinem Freund Bert Hähne durch die Straßen zog. (Siehe historisches Foto) Gestern habe ich es wiedereinmal besucht, stand schon lange auf meiner FoTo-To-Do-Liste ;-) Leider ist ein Fotomotiv ohne davor parkende Autos schier aussichtslos. 

Über Erker und Balkon sitzen zwei geflügelte Wesen auf dem Dach. Diese befanden sich wohl früher auf einem breiteren,  balusdratenartigen Sockel und hatten eine hohe Art Wetterfahne in ihrer Mitte, wie auf der historischen Ansicht zu erkennen. Bei der Restaurierung des Hauses wurde wohl diese Schmuckelemente (Balustrade und Wetterfahne) etwas reduziert gestaltet. Es bleibt jedoch ein wahrer Prachtbau.

Der Architekt des Hauses, Rudolf Max Bösenberg, ist in Leipzig kein Unbekannter. Geboren am 03.Juli 1847 in Leipzig, studierte er später an der Dresdner Kunstakademie und war seit 1874 als selbständiger Architekt in Leipzig tätig. Sein Atelier befand sich in der Windmühlenstraße 32 (Siehe Werbeanzeige). Er war Mitglied der Leipziger Freimaurerloge Apollo. Für seine Entwürfe ließ er sich durch Studienreisen nach Italien inspirieren. 

 

Zudem entstanden nach seinen Entwürfen und Plänen diese repräsentative Villen und andere Gebäude in Leipzig und dem damaligen Umland:

  • Höhere Schule für Mädchen in der Schletterstraße (1876/1877 errichtet)
  • Pfarrhaus der Petrigemeinde in der Riemannstraße (1877 errichtet)
  • Villensiedlung Mörikestraße in Eutritzsch (1878 errichtet)
  • Hauptfeuerwache am damaligen Fleicherplatz (1880/1881 errichtet)
  • Bleichertvilla in der Lützowstraße (1881 errichtet)
  • Kinderbewahranstalt des Vereinigten Theresien- und Elisabethstifts in Gohlis (1882 errichtet)
  • Kaiserliche Postamt Miltitz (1899–1902 errichtet)
  • Fabrik- und Kontorgebäude von Schimmel & Co. in Miltitz (1901/1902 errichtet)
  • Reclam-Haus in der Inselstraße (1908 errichtet)

 

Am 23.Mai 1918 starb Bösenberg in seiner Geburt- und Heimatstadt Leipzig.

Wohnhaus Stephanstraße 10/12

Fotos NL / 29.07.2024
Fotos NL / 29.07.2024

 

 

 

Auch die Entwürfe für das benachbarte Gebäude, das repräsentative Doppelmietshaus in Ecklage Stephanstraße 10/12 Ecke Seeburgstraße stammen aus der Feder von Rudolf Max Bösenberg. 1881-1882 erbaut zeigt die reich geschmückte Klinkerfassade, ebenfalls mit Sandsteingliederungen Formen der Neurenaissance.

 Die Ecke zur Seeburgstraße ziert ein zweigeschoßiger Erker.
Die Ecke zur Seeburgstraße ziert ein zweigeschoßiger Erker.

 

Neben den seitlichen Vorlagen zieren weitere Erker und Balkone die Front zur Stephanstraße. Besonders eindrucksvoll und, meines Erachtens nicht allzuoft an Wohnbauten zu sehen, sind die zurückgesetzten, repräsentativen Loggien über dem Haupteingang. 

Die Fassade ist reich an Ornamenten, Stuckelementen und Plastiken:


Wohnhaus Kurt-Eisner-Straße 71

Fotos: NL / 26.04.2024
Fotos: NL / 26.04.2024

 

 

 

In der Südvorstadt findet man ein Wohnhaus mit einer schmuckvollen Fassadengestaltung im Stil des Art-déco. Das Mietshaus wurde 1902-1903 in der Kurt-Eisner-Straße 71 (bis 1945 Kronprinzstraße) vom Architekten Robert Patz entworfen und gebaut. 

Die Figuren im Eingangsbereich wurden erst später zugefügt. Sie stammen aus den zwanziger Jahren. In dieser Zeit wurde die Fassade umgestaltet und die vier Figuren im Art-déco Stil angefügt. 

Die vier Figuren stellen Merkur und die Musen dar; Figurendarstellungen für Handel,

Wissenschart. Musik. und Malerei. Letztere könnte im Zusammenhang mit dem damaligen Besitzer Paul Edlich, Inhaber einer Werkstatt für dekorative Malerei stehen. 


 

 

Die Aufzählung der Firmen im Hintergebäude liest sich wie eine Rückblick in Leipzigs Zeit als Zentrum des grafischen Gewerbes: „In dem zeitgleich erbauten Hinterhaus befand sich ursprünglich der Kunstverlag für Öldruckbilder Hugo Günther, eine Buch- und Steindruckerei, sowie die Glasmalerei-Firma Richter und Römer.“ (1) Denkmalsliste Leipzig

Bezüglich weiterer Um- und wiederaufbaumaßnahmen ist in (1) weiter zu erfahren:

„Wohnungsteilung im 1. Obergeschoss im Jahr 1933 nach Plänen aus dem Architekturbüro Jacobi. Wiederaufbaupläne für das 3. Obergeschoss und das Dach 1952 bis 1957 von Dipl.-Ing. Architekt Gustav Adolf Jacobi unter Finanzierung durch Malermeister Joachim Edlich.“ 

Die Dachpartie entspricht sicherlich nicht der ursprünglichen Bauausführung der Entstehungszeit. Dennoch ist dieses Gebäude eines der sehenswerten Wohnbauten in der, zugegebener Maßen, reichlich mit schmuckvollen Bauten bestückten Leipziger Südvorstadt. 


Wohnhaus Kurt Eisner Straße 5 / 5a

Fotos: NL / 16.08.2024 s/w Fotos NL / 80er Jahre
Fotos: NL / 16.08.2024 s/w Fotos NL / 80er Jahre

 

Ein weiteres Schmuckstück Leipziger Mietsbauten, so finde ich (1), ist das Doppelhaus Kurt Eisner Straße 5 / 5a. (der früheren Kronprinzstraße; Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen)

Die beiden, mit den vier Runderkern sehr markanten Häuser, die baulich eine Einheit bilden, wurden 1911-1912 im damaligen vorherrschenden Reformstil nach Plänen des Leipziger Architekten Emil Franz Hänsel erbaut. Bauherr war für das Doppelhaus und dem dazugehörigen Farbrikgebäude hinter dem Mietshaus; Zufahrt Brandvorwerkstraße (Central Garagen); der Fabrikbesitzer Eugen Lauber. 

 

Der Leipziger Architekt Emil Franz Hänsel, geboren am 06. April 1870 im nahegelegnem Döbeln, ist für Leipzig kein Unbekannter. Nach seiner Ausbildung an der  Königlich Sächsischen Baugewerkeschule zu Leipzig war er beim Leipziger Stadtbaurat Hugo Licht tätig und mit an der Projektierung des Neuen Rathauses beteiligt. 

 

Foto: „Kunst-Anzeige“ des Leipziger Architekten Emil Franz Hänsel (1908) Fotograf unbekannt ; aus: Leipziger Kalender 1908. Illustriertes Jahrbuch und Chronik. 5. Jg. Leipzig, Verlag Georg Merseburger 1908, S. A-7 -gemeinfrei-

 

Später, als selbstständiger Architekt gehörte er zu den gefragtesten Architekten vor dem ersten Weltkrieg.  

Sein selbst entworfenes Wohn- und Bürohaus, in dem sich auch seine  Atelier befand steht noch heute in der Christianstraße 1.

 

"Er war zwischen 1898 und 1938 mit über 500 Bauvorhaben für mehr als 300 Bauherren tätig.

Hänsels wichtigste Werke waren Geschäftshäuser, so das Kaufhaus „Brühl“ (Ursprungsbau der späteren „Blechbüchse“) oder die Messehäuser Specks Hof, Zentralmessepalast und König-Albert-Haus. Im Gestaltungswettbewerb für das Gelände der Internationalen Bauausstellung 1913 hatte Hänsel im Jahr 1911 nach Georg Weidenbach und Richard Tschammer den zweiten Preis erhalten."  

 

Quelle (1): https://de.wikipedia.org/wiki/Emil_Franz_H%C3%A4nsel / Foto: „Kunst-Anzeige“ im Leipziger Kalender 1908. -gemeinfrei-

Emil Franz Hänsel war Mitglied im Deutschen Werkbund sowie der Leipziger Freimaurerloge Apollo.

Er starb am 21. Oktober 1943 in Leipzig und ist auf dem Leipziger Südfriedhof in einer sehenswerten Grabanlage bestattet. 

Sein bauliches Vermächtnis in Leipzig ist umfangreich, wie die nachfolgenden Auflistungen verdeutlichen.

Quelle (1): https://de.wikipedia.org/wiki/Emil_Franz_H%C3%A4nsel /

-Städtische Bauten in Leipzig-

  • 1899/1900: Umbau der Gesellschaftshalle zu Lindenau, Karl-Heine-Straße 50 (heute Schaubühne Lindenfels)
  • 1900: Erweiterungsbau („Kleiner Saal“) der Gesellschaftshalle zu Lindenau, Hähnelstraße 27 (früher Hermannstraße) in Lindenau
  • 1906–1908: Kaufhaus „Brühl“, Brühl 1 (2010 bis auf ein 15 Meter breites Fassadenteilstück abgerissen)
  • 1908–1910: Messepalast „Specks Hof“, Reichsstraße 6
  • 1905/1910: Dietzoldwerke, Franz-Flemming-Straße 9 in Leutzsch
  • 1910/1911: Fabrikanlagen der Ludwig Hupfeld AG, Ludwig-Hupfeld-Straße 16 in Böhlitz-Ehrenberg
  • 1911: Hotel „Continental“, Georgiring 13
  • 1911–1913: Umbau des Hotels Fürstenhof, Tröndlinring 8
  • 1912: Messehaus „Linoleumhaus“, Neumarkt 7 (zerstört)
  • 1912: Warenhaus „Josephkonsum“ für den Konsumverein Leipzig-Plagwitz und Umgegend, Karl-Heine-Straße 46 (1913 und 1929/30 zur Josephstraße hin erweitert)
  • 1912/1913: Geschäftshaus Schrödter, Neumarkt 31/33
  • 1912–1914: Messehaus „Zentralmessepalast“, Neumarkt 4
  • 1913: „König-Albert-Haus“, Markt 9
  • 1913/1914: Geschäftshäuser Nikolaistraße 55 und 57/59
  • 1914: Warenhaus Ury, Königsplatz 15/16
  • 1924: Israelitisches Altenheim der Julius-Ariowitsch-Stiftung, Hinrichsenstraße 14 (früher Auenstraße)
  • 1929/30: Haus der Barmenia Versicherungsanstalt in der Springerstraße 24, ab 1946 Sitz des Mitteldeutschen Rundfunks (Funkhaus Springerstraße)

-Wohnhäuser in Leipzig-

  • Villa Linnemann, Springerstraße 2
  • Villa Springerstraße 4[1]
  • Villa Ludwig Hupfeld, Lumumbastraße 11/13 (1910; früher Döllnitzer Straße)
  • Christianstraße 1, 3
  • Liviastraße 6, 7
  • Jahnallee 10/12 (früher Ranstädter Steinweg 42/44)
  • Sebastian-Bach-Straße 6
  • Floßplatz 26 (1910)
  • Kurt-Eisner-Straße 5/5a (1911; früher Kronprinzstraße)
  • Kurt-Eisner-Straße 48
  • August-Bebel-Straße 77 (1905; früher Kaiser-Wilhelm-Straße)
  • August-Bebel-Straße 79/81 (Doppelhaus, rechte Hälfte [Nr. 81] zerstört)
  • Kantstraße 11, 13 (1905/06)
  • Kantstraße 15/17 (Doppelhaus, zerstört)
  • Franckestraße 1 (Wohnhaus mit Postamt)
  • Siedlung „Waldfrieden“ des Bauvereins zur Beschaffung billiger Wohnungen, Heilemannstraße (1936; früher Papestraße; Ein- und Mehrfamilienhäuser, zusammen mit Gero Schilde)

...aber zurück zum Bau Kurt-Eisner Straße 5 /5a:

 

Der gesamte Baukörper, insbesondere die bis zum Mansarddach emporreichenden halbrunden Erker sind geprägt von streng geometrischen Formen  (Rechtecke, Rhomben, Noppen, Halbkreise). Besonders schmuckvoll treten die figurengeschmückten Eingangsbereiche aus der sonst eher schlichten, glatten Häuserfront hervor. Über den beiden doppelflügeligen Eingangstüren schmückt ein schmiedeeisernes, reich verziertes Gitter das darüberliegende Fenster. Rechts und links der Tür flankieren, auf niedrigen Säulensockel stehend, jeweils zwei Satyrisken (jugendliche und kindliche Satyrn) den Eingangsbereich des Hauses. 

„Satyrn waren faszinierende Gestalten der antiken griechischen Mythologie, die oft mit den römischen Faunen gleichgesetzt wurden. Sie verkörperten die ungezähmten Aspekte der Natur und waren bekannt für ihre Liebe zu Wein, Musik und ekstatischen Tänzen.“ Quelle: https://mythosantike.de/satyrn-mischwesen-mythologisch/

 


Zwei der vier Mischwesen zeigen hier augenscheinlich ihre Liebe zu Musik. Sie spielen Laute und Flöte. Die beiden Anderen zeigen eher die Liebe zum Tier. Da wird eine Ente/Ganz auf der Hüfte hockend, liebevoll gehalten und angeschaut. Das andere kleine Mischwesen schmust offenbar mit einer Katze, die sich über die Schulter kriechend, anschmiegt. 

 

 

 

(1) Zu diesem Haus habe ich eine ganz besondere Beziehung, lag es doch für mich, als Kind in der Fockestraße um die Ecke wohnend, auf meinem täglichen Weg zur Schule. Später stand ich dort viele Male an der Haltestelle des A Busses, der mich zur Lehre in Richtung Adler bringen sollte. Und so fielen mir diese Figuren damals schon ins Auge. Besonders gefallen hat mir natürlich die Figur mit der Katze :-)  Als ich in den 80/90 Jahren in Leipzig auf fotografische Spurensuche ging, standen diese Figuren in meinem Fokus. Und nun erneut ;-) 


Hillerstrasse 9 / Käthe-Kollwitz-Str. 69     -Haus Pommer-

Im sogenannten „Leipziger Bachviertel“ findet man in Ecklage Hillerstraße 9 und Käthe-Kollwitz-Straße 69 (früher Plagwitzer Straße) ein Haus mit umfangreichen Schmuck an der  Putz-Klinkerfassade mit Werkstein- und Strukturelementen.

Das Haus wurde 1885/86 nach Plänen des Leipziger Architekten Max Pommer für damals bereits beachtliche Baukosten von 330 Mark für 1 m² bebaute Fläche errichtet. Das dreistöckige Doppelmietshaus diente bis 1890 der Familie Pommer als Wohn- und Ateliergebäude. Aus diesem Grunde wird es auch als „Haus Pommer“ bezeichnet.  Ab 1898  war das Gebäude  Sitz des familieneigenen Bauunternehmens Pommer Spezialbetonbau. 1907 und 1935 erweiterten die Pommers das Gebäude.

Bis 1993 befand sich das prächtige Gebäude in Familienbesitz der Famile Pommer.

In den Jahren 1995 bis 1997 wurde die Fassade umfangreich saniert.

„Das Doppelhaus ist weitestgehend voneinander getrennt, nur im Erdgeschoss sind die Eingänge der Hiller- und Käthe-Kollwitz-Straße miteinander verbunden.“„Die zwei Portale sind durch dorische Säulen und Gebälk gekennzeichnet. Im untersten Obergeschoss sind im Fensterbereich Giebel zu sehen, außerdem wurden komfortable Balkonkonstruktionen angebracht.“ Quelle: (1)

Über dem Eingang Hillerstraße ist das Monogramm der Familie Pommer im halbrunden Schmuckelement zu entdecken.

„Das dritte Obergeschoss ist geprägt von kleinen Fenstern und Pilastern sowie geschmückten Tafeln (mit weiblichen Hermen, Füllhörnern und Zeichen aus der Architektur) unter dem Traufgesims.Zum Teil wurden dort bekannte Architektennamen aus der Geschichte verewigt, deren Schaffen möglicherweise als Vorlage diente: Iktinos, Kallikrates, Karl Friedrich Schinkel, Leo von Klenze, Gottfried Semper, Heinrich von Ferstel, Donato Bramante, Giacomo Barozzi da Vignola, Andrea Palladio, Michelangelo Buonarroti, Erwin von Steinbach und Johann Bernhard Fischer von Erlach."  Quelle: (1) 

 

 

 

Die beiden Fassaden zur Hiller- und Käthe-Kollwitz-Straße sind auch an anderen Stellen reichlich mit Fassadenschmuck in Form von Kopfdarstellungen verziert.

Wer war Max Pommer, der Architekt, Bauherr und Bewohner dieses Hauses?

Max Pommer, (vollständiger Name: Emil Max Theodor Pommer), war ein deutscher Architekt und Bauunternehmer. Er gilt als einer der Pioniere des Stahlbetonbaus in Deutschland.( Pommer Spezialbetonbau GmbH). Er wurde am  4. April 1847 in Chemnitz gebohren. 

Max Pommer (1913) Fotograf unbekannt -gemeinfrei-
Max Pommer (1913) Fotograf unbekannt -gemeinfrei-

 

„Max Pommer war der Sohn des Kaufmanns Emil Theodor Pommer (1816–1856) und der Gastwirtstochter Maria Emilie Thekla geb. Diesel (1826–1894). Nach der Konfirmation begann er eine Ausbildung zum Zimmermann und besuchte während der Wintermonate die Baugewerbeschule. 1864 ging er nach Hannover ins Atelier des Baurats Conrad Wilhelm Hase (1818–1902) und studierte dort an der damaligen Polytechnischen Schule. Nach dem Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger 1867/1868 in Dresden trat er in Duisburg eine Stellung als Bauzeichner an.“ Quelle (2)

Nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges war Max Pommer von 1871 bis 1879 bei dem Leipziger Architekten Gustav Müller angestellt. 

„1873 ging Pommer jedoch erst einmal nach Frankfurt am Main und übernahm die Leitung des Baues des Städelschen Kunstinstituts, kam nach dessen Fertigstellung nach Leipzig zurück und trat wieder in das Büro von Gustav Müller ein.

Am 11. Oktober 1875 heiratet er in der Geraer Salvatorkirche Helene Pauline Weber (1853–1928). Mit ihr zusammen hatte Pommer sechs Kinder. Die Töchter Käthe (geb. 1876), Helene (geb. 1877) und Marie Margarete (geb. 1886) halfen Max Pommer später bei den Bürotätigkeiten. Die Söhne Max (geb. 1879) und Hans (geb. 1882) sollten beruflich in seine Fußstapfen treten und sowohl als Architekten tätig werden wie auch die von Max Pommer aufgebaute, den Stahlbetonbau in Leipzig etablieren helfende Baufirma Max Pommer weiterführen.“ Quelle (2)

Nach Meinungsverschiedenheiten trennten sich 1879 Müller und Pommer. Max Pommer eröffnete sein eigenes Architekturbüro, vorerst sehr klein im Gästezimmer seiner Wohnung. 

„Sein erster Auftrag war die Errichtung der Villa Löblich für Kammwollwarenfabrikanten Paul Löblich in der Hainstraße 22 in Gera.

Im Jahre 1881/1882 konnte er bereits auf eigene Kosten seine erste Villa in der Hillerstraße 4 erbauen, in die er dann auch einzog. Ebenfalls in den Jahren 1881–1882 errichtete er für den Likörfabrikanten Eugen Häußler in der Geraer Bismarckstraße 9 (heute Friedrich-Engels-Straße 9) die Villa Häußler.“ (2)

Die Errichtung der prachtvollen Villa 1885/86 für Hermann Julius Meyer im Stil der Neorenaissance in der Plagwitzer Straße 55 (heute Käthe-Kollwitz-Straße 115 brachte Max Pommer den Durchbruch als Architekt in Leipzig. „Er erhielt so in der Folgezeit zahlreiche Aufträge, vor allem für Stadtvillen in Leipzig. Sein Partner auf dem Gebiet der Bauplastik war häufig der Bildhauer Josef Mágr." Quelle (2)

 

Baumeister des Musikviertels...

Einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit in den 1880er und 1890er Jahren bildete das sogenannte Musikviertel in Leipzig, insbesondere die Karl-Tauchnitz-Straße“ Quelle (2):

  • 1888–1889: Villa Oelßner (Kriegsverlust)
  • 1888–1889: Villa Wölker (Kriegsverlust)
  • 1888–1889: Villa Girbardt (Kriegsverlust)
  • 1889–1890: Karl-Tauchnitz-Str. 23: Villa Oskar Langbein (Rechtsanwalt) (erhalten)
  • 1889–1890: Karl-Tauchnitz-Str. 27: Villa Konsul Fritz Nachod (Kriegsverlust)
  • 1890–1891: Villa Hermann Beckmann (Kriegsverlust)
  • 1891 Haydnstraße 20: Villa Hans Meyer für den Afrikaforscher Professor Hans Meyer
  • 1891–1892: Wächterstraße 13: Villa Sieskind für den Bankier und Ehrenbürger der Stadt Leipzig Sieskind Sieskind
  • 1891–1892: Beethovenstraße 16: Villa Schreiber für den Bankier Georg Schreiber
  • 1892–1893: Karl-Tauchnitz-Str. 33: Villa Cichorius für den Kaufmann Johannes Carl Cichorius (erhalten)
  • 1893–1894: Schwägrichenstraße 8: Villa Pommer, auf eigene Rechnung erbaut, 1894 an den Verleger Heinrich Hirzel verkauft (Kriegsverlust)
  • 1893–1894: Robert-Schumann-Straße 11 Ecke Karl-Tauchnitz-Str. 31: Villa Berger für die Pastorenwitwe Anna Louise Berger (Kriegsverlust)
  • 1893–1894: Karl-Tauchnitz-Str. 8: Villa Reißig für den Leipziger Kaufmann Christian Gottfried Hermann Reißig (1924 verkauft, 1941 enteignet, danach Nutzung als „Haus der Frau“, von 1965 bis 1993 Literaturinstitut „Johannes R. Becher“, 1995 Rückübertragung; 1997 Sanierung und Dachgeschossausbau)
  • 1893–1894: Karl-Tauchnitz-Str. 4: Villa Anna Göhring für die Witwe des Generalkonsuls W. Göhring (vermutlich)
  • 1894–1895: Karl-Tauchnitz-Str. 12: Villa Martha Schmidt-Reißig (Kriegsverlust, nur eine denkmalgeschützte Remise ist erhalten. Diese firmiert jetzt unter Hausnummer Karl-Tauchnitz-Straße 10b und wird seit ihrer Sanierung 1994 als Frisiersalon genutzt.)
  • 1895: Wilhelm-Seyfarth-Straße 2: Villa Mayer für Fritz Mayer (Kriegsverlust)
  • 1895–1896: Karl-Tauchnitz-Str. 6: Villa Harck für den Leipziger Stadtrat und Rittergutsbesitzer Friedrich Julius Ferdinand Theodor Harck (1827–1908)
  • 1897–1898: Karl-Tauchnitz-Str. 7: Villa Reißig für Kaufmann Hugo Reißig (1998 saniert, seit 2001 Klinik für kosmetische & plastische Chirurgie)
  • 1898–1899: Karl-Tauchnitz-Str. 1: Villa Klinkhardt für den Leipziger Verleger Robert Julius Klinkhardt 
  • 1897–1899: Karl-Tauchnitz-Str. 3: Villa Helene Schunk für Fräulein Helene Julia Elisabeth Schunck (1915 im Besitz des Verlegers und Stadtrats Conrad Georg Thieme; Anbau Terrasse nach Plänen von William Zweck). 1945 an Nordostecke beschädigt, 1946 repariert, 1956/57 Dachgeschossfenster von Walther Beyer vergrößert. saniert: 2002 (als Ärztehaus), 2006 Anbau Wintergarten

Baumeister der Meyerschen Häuser...

„Bekannt wurde der Architekt Max Pommer vor allem durch seine ab 1887 für die von Herrmann Julius Meyer ins Leben gerufene „Stiftung zur Erbauung billiger Wohnungen“ entworfenen Kolonien Lindenau, Eutritzsch, Reudnitz und Kleinzschocher (die Meyer’schen Häuser). Im Jahre 1887 begann Pommer mit dem Bau der ersten Kolonie, der Meyerschen Häuser in Leipzig-Lindenau auf dem Areal Demmeringstraße 8–10, Erich-Köhn-Straße 17–39, Hahnemannstraße 6–28 und 15–21, Henricistraße 25b–53, Rietschelstraße 22 sowie Roßmarktstraße 5–7 und 6–8. Bis 1892 waren dort 35 Häuser errichtet, in den Jahren bis 1896 folgten weitere 17.

Weitere Kolonien Meyerscher Häuser folgten in Eutritzsch (1899–1901) und Reudnitz (1903–1908) sowie ab 1907 in der größten Kolonie Meyerscher Häuser in Kleinzschocher ab 1907 bis insgesamt 1937.

Im Laufe der Zeit übertrug Meyer – da seine eigenen Söhne wenig Interesse an der Stiftung hatten – immer mehr Einfluss an die Familie Pommer. 1906 wurde Max Pommer Schatzmeister der Stiftung, und 1907 übereignete Meyer ihm eine Schenkung von 620.000 Mark, so dass Pommer nun finanziell vollkommen unabhängig war.“ Quelle (2) 

„König Albert von Sachsen ernannte Pommer am 22. April 1902 zum (königlich sächsischen) Baurat. König Friedrich August III. von Sachsen zeichnete ihn am 22. Mai 1909 mit dem Ritterkreuz I. Klasse des Königlich Sächsischen Albrechts-Ordens aus.“ Quelle (2) 

 

Pionier des Eisenbetonbaus....

Beim Bau des Leipziger Hauptbahnhofs im Jahre 1913:  „MAX POMMER LEIPZIG EISEN-BETON-BAU / Foto: Atelier Hermann Walter; Hauptbahnhof im Bau, Querbahnsteig, Baracke, 1913 -gemeinfrei-
Beim Bau des Leipziger Hauptbahnhofs im Jahre 1913: „MAX POMMER LEIPZIG EISEN-BETON-BAU / Foto: Atelier Hermann Walter; Hauptbahnhof im Bau, Querbahnsteig, Baracke, 1913 -gemeinfrei-

 

Die Pommer Spezialbetonbau GmbH, ein auf den Stahlbetonbau spezialisierte Bauunternehmen wurde vom 1898 vom Leipziger Architekten und Bauunternehmer Max Pommer  Leipzig gegründet.

Ausschlaggebend für diesen Schritt Pommers vom Architekt zum Bauunternehmer war 

ein Auftrag, den er 1898 von der Notendruckerei C. G. Röder für einen Erweiterungsbau erhielt.

 

 

Pommer, der das Druckereigebäude als Eisenbetonbau eriichten wollte, fand aber keine Bauunternehmen, die diese neuartige Konstruktion nach Pommers Plänen ausführen konnten oder wollten.  Für die Umsetzung der Eisenbetonbauweise nach Francois Hennbigue (französischer Bauingenieur und Bauunternehmer) war das Büro Martenstein & Josseaux in Offenbach deutscher Hauptlizenznehmer. Unter der Leitung von Martenstein & Josseaux, führte Pommer unter Beachtung der durch M&J erstellten statischen Berechnungen den Bau aus.

„Die Baugenehmigung für den Neubau wurde am 7. Mai 1898 erteilt. Es folgten am 24. September die Rohbauprüfung und am 23. Dezember die Schlussabnahme. Der Produktionsbetrieb der Druckerei in den neuen Räumen begann am 7. Januar 1899.

Damit ist der Druckereiflügel in der Leipziger Perthesstraße der älteste Bau Deutschlands (eventuell sogar ganz Europas) mit vollständiger mehrgeschossiger Stahlbeton-Konstruktion nach dem System von François Hennebique.“ Quelle (3)

„Da Martenstein & Josseaux auch die Berechtigung hatten, Konzessionen an andere Unterlizenznehmer weiterzuvertreiben, verhandelte Pommer wegen der Vergabe der Hennebique-Konzession für Sachsen mit ihnen. Am 13. Juni 1898 wurde der Vertrag unterzeichnet. Dieser Tag gilt als Gründungsdatum des Bauunternehmens Max Pommer. Pommer war damit der erste sächsische Bauingenieur, der über eine Lizenz zum Eisenbetonbau verfügte. Schon im folgenden Jahr führte er fünf weitere Bauten mit Hennebique-Konstruktionen aus.“ 

Als 1901 das Patent für den Eisenbetonbau nach Hennebique erlosch, löste  Max Pommer den Lizensvertrag und konnte nun selbst Eisenbeton-Konstruktionen planen und ausführen." Quelle (3)

 

 

 

"Zu dieser Zeit betrieb Pommer das Bauunternehmen noch immer innerhalb seines Architekturbüros in seinem Wohnhaus Hillerstraße / Ecke Plagwitzer Straße (Haus Pommer). „Durch die Spezialisierung auf das damals junge Gebiet des Stahlbetons erreichte das Unternehmen eine hohe Bekanntheit und begründete maßgeblich die Anfänge des industriellen Bauens in Sachsen zum Ende des 19. Jahrhunderts.“ Quelle (3)

„Schon 1905 war das Unternehmen so gewachsen, dass Pommer sein Büro in die Weststraße 65 verlegen musste. Am 28. Dezember 1906 ließ er seine Firma Eisenbetonbau Max Pommer ins Handelsregister eintragen. Bis Ende des Jahres 1912 betrieb er nebenher noch sein Architekturbüro. Seit der Jahrhundertwende hatte die Zahl der Bauunternehmen auf dem Gebiet des Eisenbetonbaus schnell zugenommen. In Leipzig konkurrierten inzwischen drei weitere Unternehmen mit Max Pommer.“ Quelle (3)

Bauwerke in Stahlbetonbauweise in Leipzig (3)

  • 1898: Druckereigebäude C. G. Röder, Perthesstraße 3 (ältester mehrgeschossiger Stahlbetonbau Deutschlands nach System Hennebique)
  • 1899: Geschäftshaus Robert Gruner, Brühl / Hainstraße (erster Stahlbetonbau in der Leipziger Innenstadt)
  • 1899: Unternehmensgebäude Sieler & Vogel, Goldschmidtstraße
  • 1906: Neue Baumwollspinnerei, Spinnereistraße
  • 1906: Druckerei Brandstetter, Dresdner Straße 11–13 (heute Sitz der Handwerkskammer zu Leipzig)
  • 1908: Oelßners Hof, Nikolaistraße 20–26 / Ritterstraße 23–29
  • 1910–1912: Wagenhallen der Großen Leipziger Straßenbahn, Dresdner Straße
  • 1912: Kaufhaus Held, Lützner Straße / Merseburger Straße
  • 1912: Lichtspielhaus Astoria, Windmühlenstraße
  • 1913: Hauptbahnhof (Querbahnsteig)
  • 1913: Messehaus Mädlerpassage
  • 1913–1914: Kaufhaus der Theodor Althoff AG, Petersstraße (heute Karstadt)
  • 1914: Kaufhaus Alswede
  • 1914: Riebeck-Brauerei, Mühlstraße
  • 1914–1915: Bismarckturm, Hänichen
  • 1914–1915: Hotel Astoria, Willy-Brandt-Platz
  • 1923: Universitäts-Frauenklinik, Philipp-Rosenthal-Straße
  • 1927: Orthopädische Universitätsklinik, Semmelweisstraße
  • 1928: Sachsenbrücke, Anton-Bruckner-Allee
  • 1928–1929: Buchdruckerlehranstalt (Gutenbergschule), Gutenbergplatz 8
  • 1928: Umbau der Hauptfeuerwache, Goerdelerring
  • 1949: Wiederaufbau des Hauptbahnhofs
  • 1949–1950: Messehaus Messehof, Petersstraße
  • 1958: Brücke im Zoo (erste Spannbetonbrücke des Unternehmens Max Pommer und erste im Bezirk Leipzig)
  • 1962: Paußnitzbrücke, Schleußiger Weg
  • 1969: S-Bahnhaltepunkt Industriegelände West mit Personentunnel, Franz-Flemming-Straße
  • 1993: Tiefgarage im AOK-Gebäude, Wilmar-Schwabe-Straße 2–4
  • 1993: Rietzschkebrücke, Mölkau
  • 1996: Wassergehege im Zoo

Die weitere Geschichte der Nachfahren Max Pommers und der Fortbestand der Pommer Spezialbetonbau GmbH auch in DDR Zeiten liest sich wie ein Krimi aus der Nachkriegszeit. Mehr dazu hier: 

Max Pommer starb am 5. Juli 1915 in Leipzig;  Die Grabstätte der Familie Pommer befindet sich auf dem Leipziger Südfriedhof. 

Text - Quellenangaben: 

Quelle (1): https://de.wikipedia.org/wiki/Haus_Pommer

Quelle (2): https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Pommer_(Architekt)

Quelle (3): https://de.wikipedia.org/wiki/Pommer_Spezialbetonbau

Bild -Quellen: alle nicht gesondert ausgewiesenen Fotos: Norbert Lotz 19. & 26.08.2024


Wohnhaus Hillerstraße 5

Im Bachviertel befindet sich ein schönes Doppelmietshaus in der Sebastian-Bach-Straße 5 / Ecke Hillerstraße 5. Die Hillerstraße, die nach dem deutschen Komponisten und Kapellmeister Johann Adam Hiller, bis 1763 Hüller, (* 25. Dezember 1728 in Wendisch Ossig, heute Osiek Łużycki, bei Görlitz; † 16. Juni 1804 in Leipzig) (1) benannt ist, trägt diesen Namen seit dem 05.09.1873 und ist nie umbenannt wurden. 

Das schöne Gebäude wurde durch den Architekten August Hartel 1883 für den Besitzer F. Sonnenkalb erbaut. Sowohl über das Gebäude als auch über den Besitzer ist wenig herauszufinden. Wer F. Sonnenkalb, der offensichtlich Bauauftraggeber und Geldgeber war läßt sich nur spekulieren. Man findet einen Eintrag über einen Hugo Sonnenkalb. „Hugo Sonnenkalb (* 20. Januar 1816 in Leipzig; † 23. Dezember 1887 in Leipzig)  war ein deutscher Mediziner und Professor an der Universität Leipzig. Er war der Sohn eines praktischen Arztes in Leipzig. In seiner Heimatstadt besuchte er die Bürger- und die Thomasschule.“ (2)

Ob sein Vater besagter F. Sonnenkalb war läßt sich nicht verbriefen. 

Grundriss EG - Leipzig und seine Bauten (1892), S. 404.
Grundriss EG - Leipzig und seine Bauten (1892), S. 404.
Ansicht Hillerstraße/Gartenansicht Foto NL / 26.08.2024
Ansicht Hillerstraße/Gartenansicht Foto NL / 26.08.2024

Ein reich verzierter Erker schmückt die Hausfassade der Straßenfront zur Sebastian-Bach-Straße:

 

Noch schmuckvoller gestaltete A. Hartel die Häuserfront zur Hillerstraße. Insbesondere der Eingangsbereich mit darüberliegende Erker artigen Vorbau ist verziert mit schönen Kopfdarstellungen. 


Bekannter als der Bauherr ist dagegen in Leipzig der Architekt des Hauses, „August Hartel (* 26. Februar 1844 in Köln; † 18. Februar 1890 in Straßburg)“  

„August Hartel war ein Schüler und später Mitarbeiter von Franz Schmitz in Köln. In Krefeld betrieb er zusammen mit Theodor Quester (* 1843 in Köln) das Büro Hartel & Quester, das unter anderem 1877 die Christuskirche Bochum im neugotischen Stil plante.“ (1)

Trotz das er nicht seine ganze Schaffenszeit in Leipzig verbracht hat und auch die baulichen Spuren, die er in Leipzig hinterlassen hat, im Vergleich zu anderen Architekten nicht so umfangreich sind, war und ist er in Leipzig kein Unbekannter. 1881 verlagerte er aufgrund von Aufträgen für die Gewerbe- und Industrie-Ausstellung zu Halle a.d.S. seinen Wohnsitz nach Leipzig. 1885 ging er mit Skjøld Neckelmann (ein Architekt mit dänischer Staatsbürgerschaft, der in Deutschland lebte und wirkte) eine Partnerschaft ein und gründete das Architekturbüro Hartel & Neckelmann. Dieses beteiligte sich erfolgreich an Wettbewerben für öffentliche Gebäude im Deutschen Reich. August Hartel war zudem auch zusammen mit anderen Architekten erfolgreich tätig. So beteiligte er sich 1882 zusammen mit  Constantin Lipsius) mit einem Entwurf am zweiten Wettbewerb um den Bau des Deutschen Reichstags in Berlin. 

Bei seinem Schaffen in Leipzig sind weitere Bauten und Entwürfe mit Constantin Lipsius verbunden:

  • „1881–1884: evangelische Nathanaelkirche in Leipzig-Lindenau (gemeinsam mit Constantin Lipsius)
  • 1882: Wettbewerbsentwurf für den Mendebrunnen in Leipzig (gemeinsam mit Constantin Lipsius und dem Bildhauer Christian Behrens; prämiert mit dem 2. Preis)
  • Wettbewerb 1877/1878, Ausführung 1882–1885: evangelische Peterskirche in Leipzig-Süd (gemeinsam mit Constantin Lipsius)“ (1) 

Das Architekturbüro Hartel & Neckelmann beteiligte sich auch am Architekturwettbewerb für die Leipziger Universitätsbiliothek:

Quelle (3)
Quelle (3)

Man findet Hinweise auf das Architekturbüro auch bei internationalen Wettbewerben. So einen Entwurf für die Fassade des Mailänder Doms, 1888 eingereicht in der zweiten Phase des Auswahlverfahrens.

Quelle (4)
Quelle (4)

Selbst am Wettbewerb für das geplante Monument für General Grant (Ulysses S. Grant (1822–1885), Sezessionskriegs-General und 18. Präsident der Vereinigten Staaten), in New York beteiligte sich 1897 das Architelturbüro Hartel & Neckelmann, Leipzig.

(3. Platz) 

Quelle (5)
Quelle (5)

August Hartel war im Büro Hartel und Neckelmann für die kirchlichen Bauten der Partnerschaft zuständig. In seiner Schaffenszeit entwarf und baute er vierzehn Kirchen im neogotischen Stil. Zu den bedeutendsten Kirchenbauten zählen  die Friedenskirche in Krefeld und die Christuskirche in Bochum , die Peterskirche in Leipzig und die Johanniskirche im thüringischen Gera.

Ebenso war August Hartel an fünf Monumentalbauten im Stil der Renaissance beteiligt. Hervorzuheben sind hier die National- und Universitätsbibliothek in Straßburg und das Haus der Wirtschaft in Stuttgart.

 

Hartel starb am 18. Februar 1890 in Straßburg, nur wenige Monate nach seiner Ernennung zum Dombaumeister im Frühjahr 1889 am Straßburger Münster im Alter von nur 45 Jahren an Darmkrebs. 

Hartels Entwicklungsweg als Architekt und sein Wirken war steinig und nicht immer von Erfolg gekrönt. Mit welchem Partner er sich auch zusammen tat, oftmals war der Erfolg der Teilnahme an einem Architekturwettbewerb nur ein Platz 2. Im Nachruf auf August Hartel in der Deutschen Bauzeitung vom 15. März 1890 ist dies detailliert beschrieben.