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Leipziger Charakterköpfe (Teil 2)

wir erinnern uns (aus Charakterköpfe Teil 1):

 

Auf meinen Wegen durch die Leipziger Innenstadt und den einstigen Vororten habe ich mehrere dieser oftmals ausdrucksstarken Elemente des Fassadenschmucks zusammengetragen. Ich war sozusagen in Leipzig als "Kopfjäger" unterwegs.

Sie zieren Eingangsportale, Toreinfahrten, Fensterlaibungen, werten als schmuckvolle Details Fassaden auf, sind oftmals neudeutsch sog. Eyecatcher an sehenswerten Wohnbauten und Villen.: Kopfplastiken.

Nun sind immer mehr dieser Entdeckungen zusammengekommen, die den Inhalt einer Weg-Blog-Seite übersteigen. So soll dies nun eine Erweiterungsseite sein, die sich mit diesem Thema beschäftigt. Ergänzend sollen hier  weitere "Chrakterköpfe" vorgestellt werden, wobei ich mich bei der allumfassenden Vorstellung der zahlreichen Neuentdeckungen auf die Veröffentlichung in meinem Webalbum beschränke. Hier werden nunmehr nur noch besondere Exemplare und Eigenheiten vorgestellt. 


...nicht immer sind sie richtig schön ;-)

Ja zugegebener Maßen, sind nicht alle Köpfe die ich an Leipzigs Häusern schön. Wir reden hier nicht vom Verfall, vom Zahn der Zeit der Spuren hinterlassen hat und durch den sie gezeichnet sind. Hier geht es eher um "unglückliche" Gesichtsausdrücke, die sicherlich auch der Künstler selbst, vielleicht aber auch der Restaurator zu verantworten hat.  Hier einige Beispiele:

Foto: NL / 20.07.2024
Foto: NL / 20.07.2024

Diese "Kindsköpfe" am Haus Spittastraße 1, die den Betrachter eher erschrecken als entzücken.

Foto: NL / 20.07.2024
Foto: NL / 20.07.2024

…..oder dieser eigentlich schmuckvoll dargestellte

und mit viel Ornamenten umrahmte Frauenkopf in

der Georg-Schwarz-Straße24. Schaut man der

Dame tief in die Augen, bemerkt man: Uih, die hat

aber einen ganz schönen "Silberblick".


Foto: NL / 31.07.2024
Foto: NL / 31.07.2024

Bei dieser männliche Kopfdarstellung am Haus Arndtstraße 59, 04275 Leipzig schaut man geradewegs in scheinbar leere Augenhöhlen. Gruselig...

Foto: NL / 31.07.2024
Foto: NL / 31.07.2024

...und auch die weibliche Darstellung am gleichen Gebäude besticht optisch nicht mit, sonst meist anzutreffenden, feinen Gesichtszügen und sinnlichem Ausdruck.


Foto: NL / 31.07.2024
Foto: NL / 31.07.2024

Bei dieser Dame in der Körnerstraße, 04107 Leipzig, am Haus Nummer 52 kommt einem beim Betrachten in den Sinn; Bienenstich oder Boxkampf? Das rechte Auge sieht irgendwie "mitgenommen" aus. 

Foto: NL / 31.07.2024
Foto: NL / 31.07.2024

Bei dieser plastischen Darstellung im schönen Rund an der Fassade Nürnberger Straße 22, 04103 Leipzig, kommt man ins Zweifeln, schiele ich oder sie?


Foto NL / 18.09.2023
Foto NL / 18.09.2023

Ok, diese Frauendarstellung ist auch nicht wirklich schön, aber hier ist es sicher tatsächlich als Darstellung der Schlangen bekrönten Medusa so gewollt. Gohliser Straße 2, 04105 Leipzig.

Foto NL / 17.09.2023
Foto NL / 17.09.2023

Hier im Waldstraßenviertel, in der Christianstraße findet man am Haus Nr. 15 diese Kopfdarstellung. Da hat scheinbar die teilweise Verwitterung das Gesicht entstellt. Zudem stellt sich dem Betrachter die Frage: Männliche oder weibliche Gesichtszüge? 


Foto NL / 31.07.2024
Foto NL / 31.07.2024
Foto NL / 31.07.2024
Foto NL / 31.07.2024

Diese beiden Exemplare schmücken in der Südvorstadt, in der Schenkendorfstraße das Haus Nummer 43. Schön detailliert und schmuckvoll ausgearbeitet sind sie ja, aber legt man den Fokus auf die Augenpartie scheinen diese doch recht übertrieben, geradezu heraustretend, dargestellt. 


"Charakterköpfe" der besonderen Art

Plastischer Schmuck an Häuserfassaden bei denen Frauen, Männer, Wesen aus der Mystik, Mythologie, Historie etc. Pate standen, habe ich zahlreich entdecken können. Einige Darstellungen, die man im weiteren Sinne zu "Charakterköpfen" zählen kann, sind jedoch selten zu finden. 

Foto: Norbert Lotz / 29.07.2024
Foto: Norbert Lotz / 29.07.2024

 

 

 

Am Haus Arthur-Hoffmann-Straße 82 findet man beispielsweise im Stuckdekor, neben anderen Kopfdarstellungen (hier sogar aus der "Fertigteilsparte"; Siehe dazu Blogbeitrag Teil 1) Widdermasken.

 

Foto: Norbert Lotz / 31.07.2024
Foto: Norbert Lotz / 31.07.2024

 

Ein wenig seltsam mutet auf den ersten Blick der Bärenkopf über der Toreinfahrt am Doppelmietshaus Kurt-Eisner-Straße 67/69 an. 

Es klärt sich jedoch auf, wenn man in der Denkmalliste nach dem Erbauer recherchiert. (Also ich denke das ist der Grund für diesen seltenen Fassadenschmuck an einem Wohnhaus)

Das 1901-1902 gebaute Wohngebäude wurde von dem Leipziger Architekt Gustav Bobach für den Kaufmann Ernst BAER entworfen. 

 

In den allermeisten Fällen sind die als "Charakterköpfe" bezeichneten Elemente des Fassadenschmucks als Einzelexemplar, meist über dem Eingangsportal oder der Tordurchfahrt oder in gleichartiger Gestaltung als immer wiederkehrender Schmuck an den Gebäuden, meist über den Fenstern zu finden. Es gibt aber ach Bauten da sind unterschiedliche Kopfdarstellungen an der Fassade zu entdecken.

Wie die „Charakterköpfe“ vom Fassadenschmuck „Wünschmann‘s Hof“

„Wünnschmann‘s  Hof“ ist ein dreiflügeliges Geschäftshaus auf einer U-förmigen Grundfläche von 1490 m² am Dittrichring 18–20. Benannt ist das Gebäude, welches für mich irgendwie bisher immer unbeachtet blieb, nach seinem Bauherrn und Architekten Georg Wünschmann (1868–1937). 

Der seit 1895 in Leipzig als selbständiger Architekt tätige Georg Wünschmann lies 1908-1909 das große Wohn- und Geschäftshaus nach seinen eigenem Entwurf im Stil des Neobarock mit Anklängen an den Jugend- und den Reformstil  errichten. 

Leider wurde auch dieses imposante Gebäude im Innenstadtbereich beim Luftangriff auf Leipzig vom 4. Dezember 1943 schwer beschädigt. Ab 1959 begann zunächst am Ostflügel das Gebäude der Wiederaufbau.

Dieser erfolgte in vereinfachter Art. Zahlreiche Elemente, so der Mittelgiebel mit den beiden überlebensgroßen Figuren wurde nicht rekonstruiert. Das Gebäude wurde zudem um zwei Etagen aufgestockt und der Dachaufbau nur stark vereinfacht  ausgeführt. 

1993 erfolgte die Restaurierung von „Wünschmann‘s Hof“, der mit weiteren Umbaumaßnahmen einher ging. 


 

 

Hier stellt sich, mit Blick auf das Abbild des Herren rechts neben/ unter der Dame, dem geneigten Betrachter die Frage: Könnte das nicht das Bildnis des Architekten Georg Wünschmann sein. Daneben vielleicht sogar die  Opernsängerin Theodora Franziska Serafine von Toula (* 2. September 1871 in Wien) mit der er verheiratet war....

 

Bildquelle: http://www.architektenlexikon.at/de/705.htm

Am Gebäude gleich links neben "Wünschmann´s Hof", dem 1911 bis 1913 als Geschäftshaus der Alten Leipziger Feuerversicherung erbauten Eckhaus, haben die Architekten Hugo Licht und Karl Poser mit figürlichem Schmuck an den Fassaden wahrlich nicht gegeizt. Dort findet man exzellente Kopfdarstellungen unterschiedlichster Aussagekraft in großer Anzahl. Sicher wollte man hier verdeutlichen, das die Versicherung ein breites Spektrum an Versicherten aufweist...

 

.... oder sind es eher Personendarstellungen aus Mythologie und Geschichte? Ich sehe da einen Bacchus, einen Hermes .... und ist das nicht Cäsar? 

"Charakterköpfe" in Ganzkörperdarstellung

An manchen Gebäuden sind es nicht nur reine "Gaffköpfe" die die Fassade schmücken, sondern fast schon skulpturenartige Darstellungen; Wie diese Männer am Gebäude Friedrich-Ebert-Straße 75


...oder die Beiden in der Hainstraße 17, am Gebäudekomplex "Jägerhof", erbaut 1911 bis 1914 für den Leipziger Kommerzienrat Carl Herrmann Jäger nach Plänen des Leipziger Architekten Alfred Müller (1868-1932).


Zweifellos zu den schönsten Portalfiguren an Mietshäusern gehörten in Leipzig die Beiden am Eingangsportal Stephanstraße Haus Nummer 16.


Fotos: NL / 29.07.2024


 

 

 

 

Auch das sehenswerte Wohnhaus in der Käthe-Kollwitz-Straße 73 kann im Eingangsbereich mit großen, schön gestalteten Figuren aufwarten, die an beiden Seiten den Eingang schmücken.


Fotos: NL / 19.08.2024


Auch in den ehemaligen Leipziger Vororten, die  nun zum Stadtgebiet gehören, gibt es Bauten, die der Bauherr mit schmuckvollen Elementen verschönern lies. Manchmal sind auch Kopfdarstellungen dabei, wie hier in Lindenthal am Haus Lindenthaler Hauptstraße Nummer 7. An der Fassade des Haupt- und Nebengebäudes sieht man Köpfe in sanierter und unsanierter Art. 

Fotos: NL / 21.08.2024
Fotos: NL / 21.08.2024